Tobias Jung, CGI

Tobias Jung

Lead Consultant

Hat die Pandemie das Bezahlverhalten der Deutschen beeinflusst? Im Folgenden möchten wir darauf eine erste Antwort geben, basierend auf empirischen Befunden. Wir fokussieren dabei den Point of Sale (POS) im Einzelhandel, da dieser Bereich auch während der Phase des Lockdowns als relevant und konstant frequentiert angesehen werden kann. Unter „Mobile Payments“ werden nicht nur das Bezahlen über Applikationen via Smartphone, sondern auch NFC-basiertes Zahlen via Debit- oder Kreditkarte verstanden. Um die Effekte aus der Corona-Phase gesamtheitlich einordnen zu können, ist es wichtig, auch einen Blick auf Befunde vor und nach dieser Zeit zu werfen.

Status Quo vor Corona

Die Bundesbank bescheinigte den Deutschen in ihrer vierten Studie zum Zahlungsverhalten in Deutschland, die vor der Corona-Krise durchgeführt wurde, eine vorwiegende Nutzung von Bargeld als Zahlungsmittel an der Ladenkasse. Die starke Präferenz zeigte sich darüber hinaus darin, dass fast 90 Prozent der Befragten zukünftig Bargeld als Zahlungsmittel wünschten. Betrachtet man das kontaktlose Bezahlen, so lässt sich Ende 2019 ein Anteil von etwa einem Drittel (35 Prozent), bezogen auf alle Girocard-Transaktionen, ausmachen.

Status Quo während Corona

Im April 2020 zeigten empirische Befunde, dass 60 Prozent der Deutschen mobil (mit Karte oder Smartphone) zahlen. Etwas mehr als jeder vierte der Befragten bestätigte sogar, sein Bezahlverhalten geändert zu haben und kein Bargeld mehr zu verwenden. Darüber hinaus zeigt sich, dass 47 Prozent sogar auf jeglichen Einsatz von Bargeld während der Corona-Krise verzichtet haben. Die Veränderung des Zahlungsverhaltens konnte  über alle Altersgruppen hinweg festgestellt werden.

Der Wunsch nach einer Ausweitung kontaktlosen Bezahlens zeigte sich in einer deutschlandweiten Studie in allen Altersgruppen präsent. 75 Prozent der Befragten gaben an, so oft wie möglich kontaktlos zu zahlen, 71 Prozent wünschten sich mehr Möglichkeiten zum kontaktlosen Zahlen.

Im Mai 2020 entfielen auf kontaktlose Kartenzahlungen bereits 50 Prozent aller Transaktionen. Darüber hinaus bestätigten 52 Prozent der Nutzer, diese Funktionalität zum Zahlen in Zukunft noch häufiger einsetzen zu wollen.

Status Quo nach Corona

Die Entwicklung hin zu einer neuen Art von Bezahlverhalten ist nicht erst seit der Pandemie empirisch nachgewiesen. Die langsame, aber stetige Veränderung des Bezahlverhaltens wird von der Bundesbank seit einiger Zeit festgestellt und durch empirische Studien kontinuierlich untermauert. So wurden bei den modernen Bezahlverfahren bereits vor der Krise hohe Wachstumsraten verzeichnet. Offen bleibt, wie sich dieser Wandel in Zukunft ausgestaltet. Gerade die Intensität und Geschwindigkeit können nur schwer prognostiziert werden. Eine erste Einschätzung gab es von Zahlungsexperten eines internationalen Beratungshauses. In der Modellierung verschiedener Szenarien kommen diese zu dem Ergebnis, dass durch die Pandemie eine verstärkte Nutzung mobiler und kontaktloser Zahlungsmethoden bis 2025 deutlich an  Relevanz und Geschwindigkeit zunehmen wird. In Zahlen soll so 2025 nur noch etwa ein Drittel des Umsatzes auf Bargeld entfallen, und moderne Lösungen wie Smartphone-Wallet und kontaktloses Bezahlen rücken in den Vordergrund.

Prognosen für die Zukunft

Wie lassen sich nun diese Ergebnisse einordnen, und welche praktischen Folgen ergeben sich daraus für die involvierten Zahlungsdienstleister?

Zum einen kann die Corona-bedingte Anwendung von modernen Bezahlverfahren als durchaus positive Entwicklung im Kontext des generischen Trends hin zu zukunftsträchtigen Methoden des Bezahlens angesehen werden. Die Cash-Only-Mentalität an den Kassen scheint - zumindest temporär - gebrochen. Zum anderen sollte man nun nicht dem Trugschluss verfallen, dass alle Altersgruppen diesen Trend auch zukünftig mitmachen. Gerade für viele Ältere, die sich zu einer Risikogruppe zählten oder aus Rücksichtnahme umgestiegen sind, könnte die Nutzung von kontaktlosem Zahlen eher als „Mittel zum Zweck“ gedient haben als eine dauerhafte Alternative.

Eine exakte Prognose der Entwicklung und vor allem der Akzeptanz neuer Bezahlverfahren ist nur mit Unsicherheiten möglich. Ob die Corona-Krise als Katalysator wirkt, kann damit erst nach einiger Zeit und der Auswertung von empirisch fundierten Studien gesagt werden. Dennoch verweist der Akzeptanzschub auf Seiten der Endkunden auf eine veränderte Grundhaltung, die sich offen gegenüber Neuem darstellt. Hier sollten die Zahlungsdienstleister anknüpfen.

Neue Aufgaben für Zahlungsdienstleister

Eine Fokussierung auf Kundenbedürfnisse könnte hierbei als zentraler Hebel dienen. So könnten Zusatzservices und vereinfachte Kontaktverfahren, die zum Beispiel die Haftung bei missbräuchlicher Kartennutzung betreffen oder auf Sicherheitsaspekte und Datenschutz abzielen, gerade bei skeptischen Kunden die Akzeptanz neuer Zahlungslösungen erhöhen. Das würde für NFC-basierte, Wallet- bzw. Applikations-Lösungen gleichermaßen gelten. Weiterhin könnte eine deutsche oder europäische Zahlungslösung, die als Alternative zu den Big Playern wie Apple Pay und Google Pay auftritt, die Akzeptanz weiter steigern, wenn sie regionale Mehrwerte für Nutzer schafft.

Wichtig ist in diesem Kontext jedoch, dass der Kunde bei der Ausgestaltung der angebotenen Bezahlverfahren im Mittelpunkt stehen sollte, denn ganz im Sinne von Achim Berg (Präsident Bitcom), gilt: „Es gibt eine Vielzahl von Bezahlverfahren, die alle ihre Berechtigung haben. Der Kunde sollte die Wahlfreiheit haben, welche Bezahlmöglichkeit er nutzen möchte.“ Nur unter der Prämisse der Wahlfreiheit beschäftigen sich Kunden zwanglos mit neuen Verfahren, probieren und nutzen diese mit größerer Wahrscheinlichkeit auch zukünftig. In diesem komplexen Anforderungsumfeld schafft CGI, aufgrund langjähriger Erfahrung im Payments-Segment und mit eigenen IP-Lösungen, Mehrwerte für Kunden. Mit der Konsolidierung einer Payment Infrastruktur können beispielsweise Systeme vereinfacht und kosten- sowie zeitspezifische Vorteile erreicht werden. Die Optimierung der Liquiditätssteuerung, die Erhöhung der Transparenz und die Verbesserung des operativen Risikomanagements stehen beispielhaft für die angesprochenen Mehrwerte. Im deutschsprachigen Raum haben die CGI-Payments-Experten zukunftsweisende Impulse bei der Implementierung einer Instant-Payment-Lösung für eine deutsche Großbank sowie eine der größten internationalen Direktbanken gesetzt. Und wohin geht ihre Reise?

 

Respond. Rebound. Reinvent.

Vertrauen Sie auf uns, wenn es darum geht, gemeinsam mit Kunden praktische Lösungen zu entwickeln, um komplexe Herausforderungen zu lösen. Während der Pandemie helfen unsere Experten vor Ort in über 400 Niederlassungen gemeinsam mit unseren globalen Ressourcen ihren Kunden, um auf beispiellose Herausforderungen zu reagieren, sich effektiv zu erholen und Arbeitsweisen neu zu erfinden. Wir fühlen uns verpflichtet, unsere Kunden und die Gesellschaft, in der wir leben und arbeiten, zu unterstützen. Mehr hierzu erfahren Sie unter de.cgi.com/3R oder unter cgi.com/3R.

 

Über diesen Autor

Tobias Jung, CGI

Tobias Jung

Lead Consultant

Tobias Jung ist als Lead Consultant im Bereich Financial Services mit dem Schwerpunkt Payments tätig. Er bringt umfangreiche praktische und methodische Expertise im Projektmanagement, der Business Analyse und dem Projektmanagement Office mit, die er in Projekten in den Bereichen Banking, Payments und Government einsetzt. ...