Marc Bröking, CGI

Marc Bröking

Vice President Consulting, Digital Payments

Melanie Kaupa

Melanie Kaupa

Senior Consultant

Allerhand Vorteile erhoffen sich Unternehmen und auch Banken von einem neuen Element für Retail Payments: dem Request-to-Pay (RTP). Dieser neue Standard erweitert den zukünftigen Zahlungsverkehr, indem ein Zahlungsempfänger aktiv eine Zahlungsanfrage an einen Zahlungspflichtigen auslösen kann.

Als vorgelagerter Schritt zu einer Zahlung wird eine Zahlungsanfrage (RTP) genutzt, um die Zahlungsinitiierung technisch und prozessual zu vereinfachen. Dies betrifft sowohl Kontaktlos-Technologien mit dem Smartphone wie NFC-oder QR-Codes, aber auch alle anderen Prozesse, die über technische Schnittstellen bedient werden. In dem Moment, wo Banken und Zahlungsabwickler RTP als API (Application Programming Interface) anbieten, werden sie eine Infrastruktur schaffen, mit der die Zahlungsabwicklung zwischen End- und Geschäftskunden in Europa deutlich vereinfacht wird. Auf der Basis von RTP wird es darüber hinaus möglich sein, auch weitere Daten sozusagen huckepack abzuwickeln, um Käufern und Händlern datengestützte Informationen zu bieten und den Bezahlvorgang sinnvoll zu ergänzen.

Zahlungen: direkt, final und sicher

In verschiedenen Anwendungsfällen können Transaktionen sowohl im physischen als auch im digitalen Handel Mehrwerte bieten, wie beispielsweise:

  • Durch RTP werden prinzipiell alle Kontoinhaber als Zahler und Kunden erreichbar. Durch eine angefragte Echtzeitüberweisung erhält ein Anbieter die direkte und finale Zahlung und kann somit Ausfallrisiken reduzieren. Im E-Commerce ist somit vorstellbar, dass durch RTP kostenintensive Scoring- und Adressverifizierungen wie bei Kreditkartenzahlungen weniger notwendig werden. Denn Kontoinformationen können in den Genehmigungsprozess mit einfließen.
  • Im POS-Handel ist mit RTP und SEPA Credit Transfer Instant ein alternatives Zahlungsmittel via Smartphone denkbar, das unabhängig von internationalen Systemen die europäische Infrastruktur der Banken nutzt.
  • Die Übertragung eines RTP mittels NFC ermöglicht dem Händler, eine sofortige Zahlungszusage anzufragen und ermöglicht Kunden, ohne den Einsatz einer Karte eine Zahlung vom Konto durchzuführen.
  • Alternativ kann auch das Scannen eines RTP in Form eines QR-Codes am POS vom Händler durchgeführt werden.  
  • Umgekehrt können QR-Codes auch vom Kunden abgescannt werden, dessen App dann den RTP verarbeitet, für den der Kunde nur noch den Zahlbetrag ergänzen muss. So wird es vorstellbar, dass selbst kleine Händler wie z.B. Kioskbetreiber die Möglichkeit erhalten, bargeldlose Zahlungen auch ohne eigenes Zahlungsgerät anzubieten.
  • RTP kann die Abwicklung von Ratenzahlungen vereinfachen, indem eine wiederkehrende Teilbetragszahlung direkt vom Kunden genehmigt wird. Somit wird die Bezahlungsgewissheit für beide Seiten verbessert.
  • Im Geschäftskundenbereich (b-t-b) kann die elektronische Zahlungsanfrage (RTP) im Bereich der Rechnungsstellung sowie in den Abläufen der Financial Supply Chain Optimierungspotenziale bringen. 
    • Der Prozess der Rechnungsstellung für offene Forderungen wird verbessert, indem RTP den Zahlungsstatus sichtbar und transparent machen kann und weitere Daten zur Überprüfung und Freigabe von Zahlungen und Lieferungen übermittelt.
    • Im Financial Supply Chain kann RTP bei Termingeschäften einen automatischen und termingerechten Zahlungszyklus in Gang setzen, was für Lieferanten ein geringeres finanzielles Risiko und für Hersteller mehr Transparenz und damit weniger Überprüfungsaufwand in der Liefer- und Finanzkette bedeutet.

Das European Payment Council (EPC) plant im November 2020 das erste RTP Scheme Rulebook zu veröffentlichen. Mit diesem Rahmenwerk wird die Grundlage geschaffen, RTP in Geschäftsmodellen der Banken und Unternehmen umzusetzen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass RTP selbst kein Zahlungsinstrument ist, und eine regulatorische Beaufsichtigung ab dem Punkt der Zahlungsinitiierung an eine Bank etwa durch eine Drittpartei (TPP) notwendig wird.

Neue Erlösquellen, weniger Prozesskosten, kontobasierte Autorisierung

Banken, Verbraucher und Unternehmen können in verschiedenster Weise profitieren:

  • Banken können eine neue Infrastruktur für ein europäisches Zahlungsverkehrssystem schaffen. Sie können Services für Unternehmen entwickeln, um deren Cash-Management-Prozesse weiter zu vereinfachen. Durch das Bereitstellen einer RTP Premium API über die Developer-Portale können sie RTP neuen digitalen Anwendungen zugänglich machen und so Kontaktpunkte mit ihren Kunden beibehalten und Erlösquellen schaffen.
  • Sobald der Zahlungsverkehr der meisten Banken RTP- und echtzeitfähig ist und die Banken ihre Open API Services entsprechend umgesetzt haben, werden kostenintensive Strukturen bei intermediären Anbietern oder Systemen geringere Erfolgsaussichten haben.
  • Banken können künftig neben den Kartensystemen zum Zahlungsabwickler am POS und im Internet werden, um eigene Angebote für den Handel und seine Payment Service Provider zu entwickeln.
  • Payment Service Provider werden künftig zudem Multiakzeptanzlösungen sowohl für den POS als auch für digitale Kanäle bereithalten und können mit RTP eine Autorisierungsmöglichkeit direkt von den Banken erhalten.
  • Für den Handel werden im Zusammenspiel mit Instant Payment eine verbesserte Verbuchungslogik und eine direkte Kontoverarbeitung möglich, wodurch Prozesskosten gesenkt und die Liquidität präziser und besser gesteuert werden können.
  • Von der Schnelligkeit und Zahlungssicherheit der Echtzeitzahlungen profitieren nicht nur Händler, sondern auch Kunden, da z. B. Waren im E-Commerce sofort versendet werden können.

CGI mit eigenen Lösungen

CGI unterstützt Banken und Unternehmen dabei, RTP in deren Geschäftsmodell gewinnbringend umzusetzen. Neben der Konzeption, Beratung und dem fachlichen Projektmanagement kann CGI mit der eigenen CGI-All-Payments-Lösung und mit dem SEPA-Real-Time(SRT)-Modul sowie mit CGI Open Finance RTP in die Zahlungsinfrastruktur und das API-Management einbringen.

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Über diese Autoren

Marc Bröking, CGI

Marc Bröking

Vice President Consulting, Digital Payments

Als Lead Advisor im Business & IT Strategy Consulting liegt sein Fokus in der strategischen Geschäftsentwicklung von Finanzdienstleistungen insbesondere im Kontext Zahlungsverkehr. Das Spannungsfeld von Regulierung und neuen Technologien erfordert die Anpassung in der strategischen Zukunftsausrichtung und bringt die Notwendigkeit zum Service Engineering entlang der ...

Melanie Kaupa

Melanie Kaupa

Senior Consultant

Melanie Kaupa ist Senior Consultant im Bereich Financial Services mit den Schwerpunkten Customer Experience und agile Methoden. Durch ihre langjährige Expertise und Erfahrung in Projektmanagement, Customer Centricity und Design Thinking weiß sie was es heißt, Kunden in den Mittelpunkt aller unternehmerischer Handlungen zu stellen, sie ...